Handwerk

Hobbymat MD65, Saupe / Proxxon SD300

Mein neuester Fang

HobbymatDiese handliche Drehmaschine nenne ich seit Kurzem mein Eigen. Von einem Arbeitskollegen erworben und den Kauf bisher noch nicht bereut. Freundlicherweise habe ich auch noch einen ganzen Satz an Drehstählen und ein bisschen Rohmaterial dazubekommen. Wie es bei einer gebrauchten Maschine nuneinmal üblich ist, waren als erstes einige Instandsetzungsarbeiten zu erledigen, dazu später mehr. Die Maschine wurde baugleich von vielen Anbietern vertrieben. Auch aus der DDR gab es ein Modell. Da meine Maschine kein Typenschild trägt, habe ich erst eine Woche nach dem Kauf durch die Entdeckung einer baugleichen Hobbymat bei einem Freund festgestellt, dass es sich um diese handelt.

Technische Daten

  • Dreibackenfutter 85mm
  • Spitzenweite 300mm
  • Spitzenhöhe 65mm
  • Quersupport 80mm
  • Längssuport 55mm
  • Metrische Skalenringe (außer Pinole, die ist Zöllig)
  • Leitspindel
  • Hauptspindel als Hohlwelle 12mm
  • Schwalbenschwanzführungen
  • 800 x 280mm Aufstellfläche
  • MK1 im Reitstock
  • 45kg Gewicht
  • 250W Elektromotor
  • Drehzahl zum Siemens vorschaltgerät Stufenlos einstellbar, Max 2000 RPM

Technische Besonderheiten

Die Maschine ist eine sehr solide Uhrmacherdrehbank oder eine etwas schwächere Schlosser-Drehbank. Durch die Leitspindel ist es möglich Gewinde zu drehen und bei meiner Version ist ein Zahnradsatz für Zöllige und Metrische Gewinde dabei. Es gibt kein Schaltgetriebe und die Zahnräder sind teilweise unbeschriftet.

Bei der Bearbeitung von Aluminium bietet die Maschine hohe Präzision und kann in einem Arbeitsgang etwa 1mm zustellen. Dabei lassen sich Passungen auf weniger als 1/10 mühelos treffen. Bei meiner Maschine sind Reitstock mit Körnerspitze, Längsführung und Quersupport sehr exakt auf unter 3/100 ausgerichtet und rechtwinklig bzw. Parallel. Ein 150mm langer auf 6mm gedrehter Dorn weist keine mit dem Messschieber feststellbare Abweichung auf. Auch nicht durch einen festgestellten Schieber, der an anderem Durchmesser entweder klemmen würde oder Spiel hätte.

Die Bearbeitung von Stahl ist etwas mühselig und das Gelingen hängt stark vom Material ab. Eine Planscheibe aus Stahl habe ich bereits erfolgreich plangedreht. Einen Drahtstift mit 8mm abzudrehen erwies sich als für mich unmöglich. Wahrscheinlich nutze ich noch ein falsches Setup.

Vor der ersten Inbetriebnahme

Einstellen des Spindelspiels

Als ich die Maschine gekauft habe, war ein deutlich spürbares Axialspiel in der Hauptspindel vorhanden und der Schwalbenschwanzsupport lief sehr leicht und wackelig. Die größte Sorge machte mir das Spindelspiel.

Auf der Welle der Hauptspindel befinden sich 2 Kreuzlochmuttern, die gegeneinander gekontert sind. Diese Muttern müssen sich gelöst haben. Ein leichtes Anziehen und erneutes Kontern eliminiert das Axialspiel vollständig. Die Hauptspindel läuft jetzt ruhig und wird im Betrieb nicht warm. Wer keinen Hakenschlüssel besitzt – so wie ich – kann mit einem Schraubendreher und ganz leichten Hammerschlägen die Kreuzlochmuttern bedienen.

Ein starkes Klingeln im Antrieb weist darauf hin, dass eines oder mehrere der Zahnräder für den Antrieb der Leitspindel nicht gut befestigt sind oder Spiel in der Passfeder auftritt. Das Nachziehen sämtlicher Muttern und Madenschrauben im Getriebe reduziert das Klingeln auf ein erträgliches Maß. Eine Nachbearbeitung von Passfedernuten ist somit bisher nicht erforderlich und auch sicher nicht so leicht zu bewerkstelligen.

Einstellen der Schwalbenschwanzführungen

SupportAls nächstes nehme ich mir den Support vor. Die Schwalbenschwanzführungen werden über eine Keilleiste und 4 Madenschrauben eingestellt. Die Madenshrauben des Längssupports sind im Bild rot markiert, die des Quersupports gelb. Die Madenschrauben werden gekontert. Um an den Querschlitten vernünftig heranzukommen, muss der Längsschlitten demontiert werden. Da ich schon dabei bin, zerlege ich gleich den kompetten Support und reinige ihn. Dabei fällt auf, dass der Skalenring des Längssupports sich nicht bewegen lässt.

Nachdem der Support in seine Einzelteile zerlegt, gründlich gereinigt und mit Neo Ballistol großzügig geschmiert ist, löse ich mit einer Cutterklinge, die ich zwischen Handrad und Skalenring treibe, vorsichtig den Skalenring vom Handrad des Längssupports. Unter diesem Skalenring befindet sich im Gegensatz zu dem des Quersupports keine Stahlfeder um eine definierte Reibung beim Drehen zu erzeugen. Um den Skalenring wieder beweglich zu machen, versuche ich es zunächst mit gründlicher Schmierung. Ein Stahldraht ersetzt das sonst übliche Stahlfederblech. Leider sitzt der Skalenring wieder so fest, dass er sich nicht bewegen lässt.

Der Skalenring ist das erste Werkstück, was ich auf der Maschine bearbeite. Um ihn leichtgängiger zu machen, spanne ich ihn kurzerhand in das Futter ein, schalte die mittlerweile ja schon wieder betriebsbereite Spindel ein und drehe den Ring innen um einen feinen Span langsam aus. Anschließend lässt sich dieser problemlos montieren und leichtgängig drehen.

Die Einstellung der Schwalbenschwanzführungen ist ein wenig fummelig. Man verfährt den Schlitten so weit, dass nur genau zwei der Madenschrauben – angefangen mit 1 und 2 – mit der Keilleiste auf den Schwalbenschwanz drücken. Im Bild ist der Schwalbenschwanz blau eingezeichnet. Er befindet sich natürlich unsichtbar unter dem Metall des Obeschlittens. Im Bild sind die Madenschrauben 2 und 3 so positioniert, dass nur sie mit der Keilleiste auf den Schwalbenschwanz drücken. In der Stellung auf dem Bild drücken die Schrauben 1 und 4 ins Leere.

Die zwei aktiven Schrauben dreht dann soweit ein, bis man einen kleinen Widerstand verspürt. Nun dreht man sie etwa eine sechstel oder achtel Drehung zurück. Hat man es richtig gemacht, lässt sich der Support ein wenig schwergängig bewegen. Ein zu leicht laufender Schwalbenschwanz hat immer Spiel. Somit ist ein leichter aber gut zu spürender Widerstand beim Verfahren richtig und notwendig. Beim kontern der Madenschrauben am Besten mit dem Schlitzschraubendreher die Madenschraube ein bisschen festhalten während mit dem Maulschlüssel die Mutter angezogen wird. Notfalls ein wenig zurückdrehen. Beide eingestellten Schrauben können schon gekontert werden.

Nun verfährt man den Support so weit, dass die nächste Schraube mit der Keilleiste auf den Schwalbenschwanz drückt und stellt diese genauso ein und kontert sie anschließend. Wenn man alle vier Schrauben korrekt eingestellt hat, verfährt der Support auf der gesamten Länge mit gleichmäßigem Widerstand.

Die Einstellung des Längssupports ist etwas schwieriger. Das liegt an einer unschönen Besonderheit der Maschine. Im Prinzip macht man alles wie beim Quersupport und hat einen sauber laufenden Längssupport. Da allerdings kein separater Werkzeughalter vorhanden ist und die Stähle direkt auf den Support geschraubt werden, verzieht sich dieser ein wenig beim Aufspannen des Werkzeugs. Das genügt für entweder Spiel oder ein vollständiges Blockieren des Supports. Man sollte also vor dem Einstellen des Support-Spiels einen Stahl mit dem auch später verwendeten Drehmoment montieren. Leider spielt es auch eine sehr große Rolle ob der Stahl längs oder quer gespannt wird.

Einstellen des Werkzeugschlittens

Der Support ist auf den Werzeugschlitten montiert, welcher auf einer halbmondförmigen Stahlwelle geführt wird. Das Spiel wird über zwei Anzugs- und eine Abdrückschraube eingestellt. Die Abdrückscraube ist daran zu erkennen, dass sie deutlich weiter aus dem Gussschlitten hervorsteht. Die Abdrückschraube wird zunächst vollständig gelöst und die Anzugschrauben leicht angezogen. Dadurch sollte sich der Schlitten sehr schwergängig bewegen lassen. Jetzt die Abdrückschraube so fest ziehen, dass die Bewegung durch die Handkurbel an der Leitspindel mit mäßigem Widerstand möglich ist.