Mit dem Fahrrad nach Paris
Reisedaten
Rheda-Wiedenbrück à Paris
30.04.2018 – 10.05.2018
Gesamtstrecke: 1.180km
Anstieg: 8.444m
Wir sind beide keine Städteurlauber und können den Cafés und Bars einer engen Innenstadt nur wenig abgewinnen. Natürlich ist es schön, sich dort eine halbe Stunde hinzusetzen und dem Treiben der Stadt bei einem Kaffee oder einem Snack zuzusehen, aber nach spätestens einer Stunde treibt es uns wieder heraus und wir möchten die Reise fortsetzen.
Wir haben dennoch Paris als Ziel unserer Radreise auserkoren, weil es dort auch für Stadtmuffel viel zu sehen gibt und die Hektik und Enge einer Großstadt in der französischen Metropole auf ein fast angenehmes Minimum reduziert ist. Die Erkundung der Stadt mit dem Fahrrad ist angenehm und macht die Wege zwischen Louvre, Eiffelturm und Arc de Triomphe zu einer willkommenen Abwechslung.
Der Weg nach Paris führt über Münster, Dorsten, Wesel, Duisburg, Köln, Bonn, Aachen, Liége, Maubeuge und Noyon. Wir starten am Montag und haben genau 14 Tage Zeit, bis wir wieder zur Arbeit müssen. Mindestens 85 Kilometer müssen wir täglich zurücklegen, damit wir Paris am Freitag erreichen und uns am Samstag auf die Rückreise machen können. Wir planen 100 Kilometer, damit wir in Paris noch etwas Luft haben, falls wir dort längere Zeit verbringen möchten.
Eine Radwanderkarte für diesen Weg gibt es nicht fertig zu kaufen. Aus den OpenStreetMap-Daten hat Johannes eine Karte genau entlang der Route erstellt. Über eine Online-Druckerei war es möglich, die 104 Seiten im gebundenen Format für unter 30€ als spiralgebundenes buntes Buch zu bekommen. Zusätzlich ist die Route auf einem Garmin Etrex gespeichert.
Sein Rad hat Johannes mit einem Cycle 2 Charge Ladegerät für den Dynamo ausgestattet, so dass wir das Navigationssystem und die Mobiltelefone autark mit Strom versorgen können. Eine Powerbank dient als Pufferakku. Da der Pufferakku abends voll ist, kann man über Nacht noch ein Mobiltelefon laden.
Den Sonntag bevor es losgeht läuft Christina noch den Hermannslauf. Ein 31,1km langer Trailrun im Teutoburger Wald. Mehr dazu findet ihr hier: Hermannslauf. Am Montag morgen geht es dann direkt auf unsere Drahtesel.
Etappen
Tag Ziel Höhenmeter Tagesstrecke
30.04.2018 (DE) Olfen 180m 115km
01.05.2018 (DE) Duisburg 195m 114km
02.05.2018 (DE) Köln 155m 88km
03.05.2018 (DE) Hamich 1110m 148km
04.05.2018 (BE) Plombières 475m 43km
05.05.2018 (BE) Malonne 520m 126km
06.05.2018 (BE) Thuin 140m 70km
07.05.2018 (FR) Etréaupont 505m 108km
08.05.2018 (FR) Noyon 205m 114km
09.05.2018 (FR) Paris 530m 151km
10.05.2018 (FR) Paris 285m 48km
11.05.2018 (DE) Rheda-Wiedenbrück 75m 55km
Summe 8444m 1180km
Ausrüstung
Unsere beiden Räder für diese Tour müssen einiges mitmachen. Da die Mountainbikes für lange Asphaltfahrten zu unbequem sind und auch die Reifen sich sehr schnell abfahren würden, sollen es Trekkingräder sein. Wir besitzen noch keine und müssen uns daher welche anschaffen. Bei WMF-Bikes in Bielefeld treffen wir auf kompetente Beratung und ein gutes Preis- Leistungsverhältnis. Wir entscheiden uns, die Räder dort zu bestellen.
Um sie möglichst robust und einfach in der Wartung zu halten, entscheiden wir uns für Chrom-Molybden Rahmen und eine Kettenschaltung. Nabenschaltungen sind zwar wartungsärmer, aber nur die 14 Gang Rohloff Nabe liefert die für Bergetappen nötige Untersetzung. Mit 1kg Gewicht und fast 1000€ Aufpreis ist sie uns allerdings zu schwer und zu teuer. Auch die restliche Ausstattug ist auf Robustheit ausgelegt. So verfügen die Fahrräder über V-Brakes, verstärkte Speichen, Zweibeinständer – was wir für so eine Tour immer uneingeschränkt empfehlen würden – und ein AXA-Schloss mit zusätzlicher Kette.
Die gefederte Sattelstütze und der B&M IQ-X 100 Lux Scheinwerfer gehören zur Komfortausstattung. Da die Räder ungefedert sind, schont dies die Wirbelsäule und den Hintern. Der 100 Lux Scheinwerfer bietet bei Dunkelheit eine hervorragende Sicht und Sichtbarkeit.
Bei den Satteltaschen wollen wir sichergehen, dass sie wasserdicht und stabil sind. Wir entscheiden uns für die Ortlieb Back Roller Plus für hinten und Sport Roller Plus für vorne. Die Taschen sind leicht zu montieren, sehr einfach vom Träger abzunehmen und sind absolut wasserdicht unter allen Bedingungen. Sie halten was sie versprechen.
Jour 1: Le départ
Gut 1000 Kilometer trennen uns von unserem Ziel und unsere Fahrräder sind bepackt. Wie sich herausstellt, sind vier Packtaschen ein sehr großer Komfort und man bekommt alles, was man auf so einer Radreise benötigt, problemlos unter. Bei Christina muss nur der Schlafsack und bei Johannes müssen das Zelt, die Isomatte und der Schlafsack auf dem Gepäckträger Platz finden, da sie für die Taschen zu groß sind.
Dass wir gegen die vorherrschende Windrichtung nach Westen fahren, war uns bereits vor der Reise klar. Dass der Wind zu einem Sturm mit Regen werden würde, wussten wir nicht. So beginnen wir den ersten Tag bei leichtem Nieselregen und moderatem Gegenwind. Im weiteren Verlauf nimmt der Wind zu und auch der Regen wird mehr. Durchnässt bis auf die Unterwäsche erreichen wir bereits um 12:30 Uhr mit 50 gefahrenen Kilometern die Hälfte der geplanten Etappe. Eine Gruppe E-Bike-Fahrer kommt uns entgegen und fragt nach unserem Ziel. Mit dem Hinweis, dass ich vollständig durchnässt bin, verabschieden sie uns und bitten uns, Paris von ihnen zu grüßen, so wir es denn erreichen. Wie sich noch zeigen wird, können wir ihnen diesen Wunsch erfüllen.
Wir kämpfen uns gegen den Sturm und erreichen schließlich Münster. Dort wechseln wir die Route und biegen vom R1, der weiter in Richtung Westen führt, auf den EuroVelo 3 ab, der uns nach Süden bis nach Paris führen soll.
Der Radweg EuroVelo 3 ist mit einer 3 auf blauem Grund, umgeben von einem Kreis aus Sternen, dem bekannten Eurozeichen gekennzeichnet. Leider nicht in Deutschland. Wie wir später erfahren sollen, heißt der Weg hier zu Lande D7 und ist im wesentlichen der Rhein-Radweg. Dank der vorbereiteten Karte können wir dem Weg auch ohne Kenntnis der Beschilderung D7 folgen.
Die Fahrt ab Münster ist weitgehend frei von Steigungen. Leider ist dort auch keine Windabdeckung, sodass wir die volle Kraft des Gegenwindes zu spüren bekommen und teilweise nur mit Schrittgeschwindigkeit vorankommmen. Um uns herum liegen Blätter, Äste und auch Mülltonnen hat es bereits umgeweht.
Um 19:30 erreichen wir nach 115 Kilometern den Campingplatz Burbank an der Füchtelner Mühle in Olfen. Wir werden freundlich empfangen und bekommen für 10€ einen Platz an der Stever. Das Aufbauen ist ohne Regen möglich. Hier verbringen wir unsere erste Nacht. Uns wird angeboten, für einen guten Preis von 1€ ein Würstchen vom Grill zu essen. Da wir uns aber schon auf unsere Nudeln mit Tomatensoße gefreut haben, kochen wir diese im Vorzelt, da es draußen zu sehr stürmt und zu ungemütlich ist. In unsere Schlafsäcke gemummt schlummern wir schnell ein.
Jour 2: Contre le vent
Die Nacht war stürmisch und regnerisch. Der Wind hat nicht nachgelassen und weht noch immer stark aus Südwesten. Auf den Radwegen zeigen sich die Spuren der Verwüstung durch den gestrigen Sturm. Wir brechen früh auf und suchen uns in Bergbossendorf eine überdachte Sitzgelegenheit zum Frühstücken.
Das Wetter klart auf, der Regen lässt nach und die Sonne lässt sich hin und wieder blicken. Was bleibt, ist leider der Wind. Im Gegensatz zu Bergen – bei denen es irgendwann bergab geht – hat man nach einer langen Etappe Gegenwind einfach immer noch Gegenwind. So strampeln wir uns weiter Richtung Süden und kommen beschwerlich voran.
Um 12:30 erreichen wir die erste Rheinbrücke in Wesel. Hier befindet sich die Mündung der Lippe in den Rhein. Von nun an geht es am Rhein entlang nach Süden. Der Radweg ist gut ausgebaut und lässt sich zügig befahren – bei normalen Windverhältnissen. Leider wird es noch bis heute Abend dauern, bis der Wind nachlässt. Der Weg befindet sich abgesehen von den Brücken abseits der großen Verkehrsadern.
Abends queren wir erneut den Rhein und erreichen Duisburg. Da es hier keinen Campingplatz gibt, es bereits dunkel wird und es auch keine gute Möglichkeit wild zu campen gibt, entscheiden wir uns für ein BnB Hotel. Der Wirt ist schon am Telefon sehr freundlich und stellt in Aussicht, dass unsere Fahrräder einen vernünftigen Stellplatz bekommen können. Dort angekommen erzählt er uns, dass sein Sohn ebenfalls häufig Mehrtagesradtouren macht und er daher das Problem mit der Unterbringung kennt. Das Rad von ihm und der Wirtin befinden sich im abgeschlossenen Heizungsraum hinter der Lobby. Dort ist es hervorragend trocken und wir dürfen unsere Drahtesel durch den Eingangsbereich schieben und dazustellen.
Da es in einem Hotelzimmer nicht sehr erwünscht ist Campingkocher zu betreiben, verzichten wir auf den Versuch und gehen bei einer der vielen Gastronomiebetriebe des Bahnhofsviertels von Duisburg etwas essen.
Jour 3: Il s’éclaircit
Wir schlafen gut im BnB und können morgens warm duschen. Nach den letzten zwei durchnässten Nächten eine echte Wohltat. Christinas Knie wird auch noch mit Voltaren versorgt, da es gestern unter der engen Radhose angefangen hat zu schmerzen. Später wird sich eine Schleimbeutelentzündung herausstellen. Jetzt geht es erstmal mit hochgekrämpelter Hose weiter. Früh haben wir all unsere Sachen wieder am Fahrrad parat und machen uns auf den Weg der dritten Etappe.
Um viertel vor Zwei erreichen wir Düsseldorf und queren erneut den Rhein. Ab jetzt werden wir dem Rhein bis Bonn folgen und an seinem Ufer immer wieder entlangfahren. Durch Düsseldorf und Leverkusen führt uns der Rheinradweg und schließlich erreichen wir abends Köln. Wir schauen uns den Dom an und fahren anschließend auf einen der zwei Campingplätze um die Nacht zu verbringen.
Der Platz ist gut ausgestattet mit Sitzmöglichkeiten in einem Gemeinschaftsbereich, in dem sich auch Waschmaschinen und frei verfügbare Gaskocher für die Gäste befinden. Ein großzügiger Kochbereich für mindestens sechs Gruppen. Natürlich ist so ein Platz in City-Nähe nicht unbedingt günstig, aber das Preis- Leistungsverhältnis stimmt.
Jour 4: L’eifel part 1
Am frühen Morgen kommen wir im Gemeinschaftsraum mit einem Mann ins Gespräch, der sich für 5€ ein klappriges Rad im Internet gekauft hat, auf dem Gepäckträger ein Baumarktzelt gespannt hat und einen überdimensionalen, unförmigen Backpack auf seinem Rücken trägt. Wir frühstücken zusammen und tauschen uns über bereits gewonnene Erfahrungen aus. Sein Ziel ist Santiago de Compostela. Dafür hat er den ganzen Mai frei.
Mit Bonn erreichen wir heute den südlichsten Punkt unserer Route innerhalb Deutschlands. Nun wenden wir uns nach Westen und müssen die Eiffel durchqueren. Ab hier beginnt eine anstrengende Etappe mit vielen Anstiegen aber auch sehr schöner Natur und beschaulichen Städtchen. Besonders sticht die Altstadt Mechernichs hervor, in der sich viele gut erhaltene Fachwerkhäuser in engen Gassen aneinanderreihen.
Wir werfen einen letzten Blick auf den Rhein, der uns bis hierher mit seinem einigermaßen ebenen und gut ausgebautem Radweg begleitet hat. Durch den Naturpark Eifel, vorbei an blühenden Rapsfeldern und urigen Brücken, fahren wir unserem heutigen Ziel Hamich entgegen.
Dort wohnt ein ehemaliger Studienkollege, bei dem wir unterkommen können. Leider erreichen wir erst um halb Zwölf nachts das Ziel. Das Haus schläft bereits, doch ist alles für einen freundlichen Empfang vorbereitet. Selbst warmen Tee finden wir vor und wärem uns ein wenig damit auf. Danach erwartet uns eine gemütliche Matratze.
Jour 5: L’eifel part 2
Es bleibt nur Zeit für das gemeinsame Frühstück, aber immerhin genug für ein paar nette Gespräche. Noch am frühen Morgen erreichen wir Kornelimünster. Ein Städtchen mit vielen alten Bauwerken und einem schönen Stadtbild. Das Kopfsteinpflaster ist leider nicht ideal für unsere vorbelasteten Hintern.
Dennoch genießen wir die Fahrt hindurch und freuen uns auf Aachen, das Dreiländereck und unsere Ankunft in Belgien. Die Dreiländergrenze nutzen wir für eine Pause mit Fotos und etwas zu essen.
Die Nacht verbringen wir in Belgien auf einem Campingplatz, dessen Platzwart bereits nicht mehr da ist. Am nächsten Morgen können wir uns dort anmelden und die Übernachtungsgebühr bezahlen. Der Preis ist mit 6,75€ äußerst günstig.
Jour 6: La collision avec le banc de jardin
Über gut ausgebaute Radwege fahren wir die meiste Zeit des Tages durch den Wald und treffen endlich auf ein Schild, auf dem die „3“ zu sehen ist, die unseren Radweg markiert. Leider ist ein großer Teil aufgrund einer Sanierung gesperrt und wird über Landstraßen umgeleitet. Nach der Sperrung werden wir dafür mit einem neu geteerten schlaglochfreien Radweg über viele Kilometer belohnt.
Christinas Schaltzug hat sich über die bisher gefahrenen Kilometer etwas gelängt und der Umwerfer muss justiert werden. Da wir Werkzeug dabei haben, ist das keine große Sache und ist in wenigen Minuten erledigt.
An der Meuse fahren wir die belgisch-französischer Grenze entlang bis nach Scleyn, wo wir einen Campingplatz anfahren möchten. Leider existiert dieser schon seit Jahren nicht mehr und wir müssen weiterfahren bis Malonne. Ein Bewohner Scleyns fragt uns, warum wir nicht einfach in der Wildnis Campen. Offensichtlich pflegt man hier eine gute Toleranz gegenüber Wildcampern.
Johannes fährt in Namur knapp an einer Sitzbank vorbei und vergisst dabei, dass das Rad mit den vorderen Taschen deutlich breiter ist als normalerweise. Die Tasche kollidiert mit der metallenen Bank und reißt ab. Einer der Halteclips bricht und der Träger wird verbogen. Dabei verzieht sich auch noch die Gabel und das Vorderrad schleift an der Bremse.
Der Träger kann noch abmontiert werden, aber die Schrauben sind definitiv hinüber. Die Bremse kann so eingestellt werden, dass die Felge nicht mehr schleift und wir können weiterfahren in Richtung Campingplatz. Die abgerissene Tasche kommt zunächst mit auf den Gepäckträger.
In Malonne finden wir einen Platz und bekommen sogar Ersatzschrauben für die Packtasche. Der Platzwart ist sehr freundlich und es herrscht eine familiäre Atmosphäre.
Jour 7: Charleroi
Um zurück auf den EuroVelo 3 zu kommen, müssen wir einen Bahnsteig überqueren. Das Gras verrät, dass hier schon lange kein Zug mehr gefahren ist. Die Fahrräder über die Gleise zu bekommen ist nicht ganz einfach, da sie ziemlich hoch sind und das Fahrrad mit dem Tretlager aufkommt.
Charleroi ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Sehr viele Industrieruinen reihen sich hier hintereinander, durch die man hindurch fahren kann. Gelegentlich fühlt es sich so an, als dürfte man sich hier eigentlich nicht befinden. Ständig hält man Ausschau nach den „Betreten verboten“ Schildern, die man von Industrieruinen erwarten würde. Dann taucht jedoch immer wieder ein Wegweiser auf, der einem zeigt, dass man noch auf dem EuroVelo 3 ist. Die stillgelegte Industrie, vermischt mit etwas noch in Betrieb befindlicher Industrie und die immer noch lagernden Materialberge aus früheren Zeiten, vermitteln das Gefühl in einer Geisterstadt der industriellen Fertigung zu sein.
Ab hier geht es am Kanal entlang in Richtung Frankreich. Abends erreichen wir einen Campingplatz, der keine Tagesgäste aufnimmt. Ein Gärtner schickt uns zu einer Fischerhütte unterhalb des Platzes und sagt, wir sollen dort nachfragen. Wir gehen hinüber und fragen nach.
Freundlich bietet der Fischer uns einen Platz am Teich an. Später werden wir noch mit Limonade und Wasser versorgt und bekommen zwei Zettel, auf denen die Erlaubnis zu Campen vom Vereinspräsidenten geschrieben steht, für den Fall dass jemand fragen sollte. Am nächsten Morgen ist der Fischer früher zurück als wir aufbrechen konnten. Wir bekommen noch heißen Kaffee und ein Lunchpaket und können uns in der Vereinshütte ein wenig frisch machen. Wir sind sehr glücklich diese Bekanntschaft gemacht zu haben.
Jour 8: Étréaupont
Nach einem Kaffee und etwas Wasser geht es also wieder auf die Räder. Die Sambre entlang fahren wir über die Grenze nach Frankreich und folgen ab Maubeuge der Solre in Richtung Süden.
Der Weg führt den ganzen Tag durch grünen Wald und über gut ausgebaute Schotterwege. An zwei Stellen stoßen wir auf umgestürzte Bäume, deren Überquerung einige Zeit und Mühe in Anspruch nimmt. Wir müssen die Taschen abbauen und die Räder über die Stämme durch die liegenden Baumkronen tragen. Ein netter Fahrradfahrer, den wir immer wieder beim aufpumpen seines Hinterrades begegnet sind, fasst mit an und so gelingt es uns schnell, diese Hindernisse zu überwinden.
Am Abend erreichen wir Étréaupont. Auf dem Campingplatz bekommen wir Rabatt, weil wir schon so weit mit dem Rad gefahren sind. Wir müssen nur für eine Person bezahlen. Unser Zelt können wir so aufbauen, dass wir möglichst früh die Sonne mitbekommen und unsere Sachen vom Tau trocknen können.
Jour 9: Le châteu de 2 dimensions
Den Kanal der Oise entlang fahren wir bis nach Chiry-Ourscamp. Der Weg ist eben und gut ausgebaut. Ourscamp ist ein altes Kloster und heute noch Pilgerstätte. In der Landschaft erheben sich imposante alte Gebäude und ein großzügig angelegter Klostergarten, in dem sich die Reste einer alten Befestigungsanlage befinden. Wir können die Klosteranlage betreten und besichtigen.
In der Nähe des Campingplatzes Camping de la Montagne-Pêche befindet sich außerdem noch eine Burg Château Mennechet, die dort von einem Bayrischen Baron einst errichtet wurde.
Das Gelände ist in Privatbesitz und kann leider nicht besichtigt werden. Vom Zaun aus machen wir ein paar Fotos und gehen dann zurück zum Campingplatz.
Jour 10: L’arrivée à Paris
Zu beginn der Etappe fahren wir noch den Kanal entlang. Danach gelanen wir durch einige alte kleine Städtchen. Später führen uns Wegweiser in Richtung Paris. Die Strecke verläuft abseits des Autoverkehrs und die meiste Zeit über im Wald. Die letzten 50 Kilometer nach Paris fahren wir wieder einen Kanal entlang, der direkt bis in das Zentrum führt.
Spät Abends erreichen wir die Stadtgrenze und im letzten Licht der Dämmerung entdecken wir den Eiffelturm. Natürlich machen wir noch ein paar Fotos und sind stolz, das Ziel unserer Reise erreicht zu haben.
Der City-Campingplatz von Paris liegt 15 km außerhalb des Zentrums. Auf dem Weg dorthin fängt plötzlich Christinas Pedallager an zu knacken. Das wird die Reise jedoch nicht mehr einschräken und kann auch in Ruhe zu Hause ausgetauscht werden. Die Rezeption des Campingplatzes ist wie sich herausstellt 24 Stunden geöffnet und wir können auch um 23:00 Uhr noch einen Platz bekommen und unser Zelt aufschlagen. Wir machen es uns gemütlich und erholen uns, um am nächsten Tag Paris zu erkunden.
Jour 11: Paris et le retour
Früh morgens machen wir uns auf den Weg und erkunden Paris. Wir beginnen mit dem Arc de Triomphe und fahren die Champs-Elysées zum Roue de Paris. Es ist noch nicht viel Verkehr und wir können noch ein paar schöne Fotos machen.
Anschließend geht es weiter zum Eiffelturm. Dort sind bereits viele andere Touristen und Fotos zu machen wird schon etwas komplizierter. Eine Asiatin erklärt sich bereit, ein gemeinsames Foto von uns vor dem Eiffelturm zu machen und gibt sich wirklich Mühe. Für den ein oder anderen werden wir zur Attraktion. Eine indische Familie und zwei japanische Frauen wollen von sich mit unseren bepackten Fahrrädern ein Foto haben. Zunächst sind wir skeptisch und verstehen nicht so recht, was sie wollen. Doch dann haben wir gemeinsam Spaß und beginnen das Fotoshooting.
Natürlich schauen wir uns auch noch das Louvre, das Notre Dame und La Place de la Concorde an. Insgesamt legen wir nocheinmal über 40 Kilometer zurück.
Am Nachmittag, bei einem Restaurantbesuch buchen wir unsere Rückfahrt über Nacht mit dem Flixbus nach Münster. Um 5:30 Uhr werden wir dort am Bahnhof rausgelassen und fahren noch einmal 55km mit unserem Fahrrad zurück nach Rheda.
Aufgrund von Hunger und Schlafmangel frieren wir sehr. Christina zieht alles an, was ihre Packtaschen hergeben. Passend zur Frühstückszeit erreichen wir unsere Heimat und freuen uns auf eine warme Dusche.