Reiseberichte

Hiking auf Island

Daten der Reise

16.08.2018 – 27.08.2018

Marathon in Reykjavik

Hiking: Laugavegur und Fimmvörðuháls

Höfuðborgin: Reykjavík, 16. – 17.08.2018

Am frühen Morgen des 16.08.2018 machen wir uns mit unseren Backpacks von zu Hause auf den Weg zum Bahnhof. Unser Flieger der Scandinavian Airlines SAS startet um 11:05 Uhr in Düsseldorf. Mit einem Zwischenstop und Fluganbieterwechsel in Stockholm, bringt uns die Icelandair bei zwei Stunden Zeitverschiebung um 18:00 Uhr heile an unser Ziel: Reykjavik Flughafen KEF.

Johannes sein Backpack bereitete uns jedoch zunächst Sorgen, da er es nicht auf das Förderband geschafft hat. Christina findet ihn jedoch nach einiger Zeit zwischen den Bändern unter dem „bulky luggage“. Mit ein paar vom Automaten abgehobenen ISK und einem gebuchten Bustransfer bei Skybus verlassen wir den Flughafen und werden am Busterminal in Reykjavik herausgelassen.

Von dort gehen wir das Stück bis zum Reykjavik Campsite. Unterwegs suchen wir noch einen Supermarkt auf um Proviant zu kaufen und an einer Tankstelle bekommen wir auch noch eine Gaskartusche. Das Hostel direkt vor der Campsite ist bereits ausgebucht. Der Campingplatz hat jedoch laut Internetseite immer ein Plätzchen, weshalb wir uns dafür entscheiden, die nächsten zwei Nächte dort zu verbringen. Es war eigentlich schon zuvor für uns klar, aber vor dem Marathon hätte sich Christina auch einmal gerne ein Bett gegönnt.

Der einzige Campingplatz in der Stadt

Die Wiese ist gut besucht. Wir platzieren uns bei freier Platzwahl mitten zwischen den anderen Zelten, bringen unseren Aufkleber an der Zeltleine an und genießen noch ein wenig den schönen Abend indem wir draußen zusammen mit einem italienischen Paar unsere Spaghettis kochen und uns über Wandern auf Island unterhalten.

Am nächsten Morgen können wir dank der Zeitverschiebung ein wenig ausschlafen. Da wir die Laufunterlagen auch erst ab 14 Uhr bei den Sportanlagen „Laugardalshöll“, welche sich direkt um die Ecke befinden, abholen können, nutzen wir die Zeit für Vorbereitungen unserer Wanderung im geselligen Aufenthaltsraum vom Campingplatz.

Es gibt reichlich Steckdosen und dennoch scheint es nicht dem Ansturm der energiehungrigen Elektrogeräte der Backpacker zu genügen. Selbst auf der Zeltwiese gibt es einen solarbetriebenen Stand mit Steckdosen der Tag und Nacht in Gebrauch ist. In der üppigen Küche und auch draußen unter einem Abdach gibt es ein „for free“ Regal. Eine Gaskartusche hätten wir nicht kaufen müssen, da hier alle, die die Insel wieder verlassen, ihre natürlich los werden müssen. Im Überfluss gibt es auch Salz und Instant coffee. Wir werden fündig und stecken uns ein Glas Soße und eine Packung Maiswaffeln ein.

Vor der Sporthalle sind wir mit die ersten, die sich dort versammeln und warten, bis die Tür zur Abholung aufgeschlossen wird. Fast eine Stunde warten wir. Die Abholung verläuft, ab Eröffung ganz schnell. Christina erhält eine Tüte mit der Startnummer, dem Chip, Streckenunterlagen, eine Tasche und ein T-shirt.

Um die Halle zu verlassen, ist es unerlässlich im Abschluss noch die riesen große Werbehalle zu passieren. Etwas genervt, da wir beide nicht der Typ Mensch sind, uns von dem neusten Krämpel der Laufwelt berieseln zu lassen, finden wir nach 3 Minuten den Ausgang. Zwei Wasserflaschen für umsonst haben wir uns noch eingesteckt. Draußen fällt uns jedoch auf, dass dies natürlich auch der neuste Trend sein muss und das leider Wasser mit Blutorangengeschmack ist. Egal. In diesem teuren Land, sind wir damit zufrieden und maschieren los zur Innenstadt.

Wir schauen uns an, wo morgen früh der Marathon startet und holen uns im Harpagebäude unseren Highland Hikers Bus Passport von der Gesellschaft Sterna Travel Iceland ab.

Auf dem Rückweg an der Küstenstraße Sæbraut werfen wir noch einen Blick auf das Wahrzeichen Reykjaviks, die Skulptur Sólfar (Sonnenfahrt) vom Künstler Jón Gunnar Árnason. Ein Wikingerschiff aus glatt poliertem Edelstahl welches 1986 gefertigt wurde.

Das Wahrzeichen Reykjaviks, die Skulptur Sólfar (Sonnenfahrt) gefertigt im Jahr 1986 vom Künstler Jón Gunnar Árnason

Zum Wandern fehlt uns noch eine Karte. In einem Buchladen in der Einkaufsstraße „Laugavegur“ werden wir fündig. Diese kostet uns umgerechnet jedoch 18 Euro. In der selben Straße stoßen wir auch noch auf den Supermarkt „Bónus“. Nicht zu übersehen mit einem recht hässlichen Schwein auf gelben Hintergrund als Logo. Dieser Supermarkt erweißt sich auch später als der günstigste Islands. Wir kaufen ein für den nächsten Tag und merken uns vor, auch für unsere Wanderung hier unseren Proviant aufzufüllen.

Zurück am Campingplatz verlängern wir unseren Aufenthalt für eine weitere Nacht und begeben uns noch für eine Weile in den Aufenthalsraum. Dort lernen wir einen deutschen Student aus Aachen kennen, der gerade die beiden Wanderwege gewandert ist, die wir auch wandern wollen. Wir haben uns heute dazu entschlossen, in Landmannalaugar zu starten. Anders als zuvor überlegt und auch die andere Richtung, als die der Deutsche eingeschlagen hat. Er erzählt uns noch, dass der Weg schon wie zu erwarten, ein wenig überlaufen ist, es sich jedoch für die schönen Aussichten lohnt. Es ist sein letzter Tag und sein Flieger geht in ein paar Stunden. Als sein Bustransfer zum Flughafen da ist, verabschiedet er sich freundlich und verlässt den Aufenthaltsraum.

Bevor wir zum Schlaf kommen, bereiten wir den morgigen Tag weitestgehend vor. Der Chip wird am Laufschuh angebracht, die Stecknadeln werden an der Laufnummer befestigt und die Sachen, welche wir mitnehmen müssen, werden gepackt.

 

Reykjavíkurmaraþoni Íslandsbanka, 18.08.2018

Um 06:30 Uhr schlüpfen wir aus unseren Schlafsäcken. Unsere Unterkunft ist die Reykjavik Campsite. Zu Fuß, Christina schon bereit in ihrem Laufoutfit, begeben wir uns zur Start- und Zielarea. Auf dem Weg dorthin lernen wir einen jungen Mann kennen, der heute seinen ersten Halbmarathon angehen möchte. Er erzählt uns, dass er noch nie weiter als 7 oder 8km gelaufen ist und scheint etwas nervös. Ob er es geschafft hat, wissen wir leider nicht.

Es ist kalt, sodass Christina ihr Thermoshirt sogar noch unter ihrem Marathonshirt trägt. Um 8:40 Uhr fällt der Startschuss für die Marathon- und Halbmarathonläufer. Das Wetter ist super. Es wird jedoch schlagartig heiß und Christina bereut es sofort, noch das Thermoshirt angelassen zu haben. Ebenfalls brennt die Sonne im Gesicht. Ohne Sonnencreme, wird auch das Spuren hinterlassen.

Die Strecke ist nicht motivierend. Es muss zunächst eine kleine Runde von 10km zurückgelegt werden. Danach verläuft die Strecke auf der Straße, die Küste entlang. Dabei macht es der Wind nicht einfacher. Die gleiche Küstenstrecke muss dann wieder zürück zur Stadt gelaufen werden. Dabei teilen sich die Läufer auf. Die Halbmarathonläufer haben es fast geschafft und können zurück in die Innenstadt zum Ziel. Die Marathonläufer müssen weiter. Sie haben noch etwas mehr als das Doppelte an Strecke in einer großen Runde, die mit der kleinen Anfangsrunde verschmilzt, zurückzulegen. Versorgungsstellen gibt es viele. Jeder Kilometer ist markiert und etwa alle 10km müssen die Matten zur Zeitmessung überquert werden.

Es ist ein anstrengender Lauf. Ein Mann ohne Arme und Beine auf einem Skateboard überholt die Läufer und feuert sie an. Zu Tränen gerührt und nachdenklich darüber, dass es wahrscheinlich sein Traum wäre bei diesem Marathon mitlaufen zu können und Christina gerade dabei ist ihren zu erfüllen, läuft sie weiter.

Der 35. Islandsbanki Marathon in der Hauptstadt Reykjavik

Die letzten 12 Kilometer sind am anstrengensten. Zuvor ist sie noch nie weiter gelaufen, als einen Trailrun mit 31,1km, den Hermannslauf im Frühling diesen Jahres. Nach 4:56:18 erreicht sie das Ziel. Nicht gerade ihre Wunschzeit, aber immerhin noch unter 5 Stunden.

Christina: Es war ein schönes Erlebnis, da es auch mein erster Marathon war. Jedoch werde ich bei dem nächsten Marathon mehr auf die zurückzulegende Strecke achten. Es ist so unmotivierent auf der Straße hin- und wieder zurück und auch mehrere Runden laufen zu müssen. Da es auch eine sehr kleine Hauptstadt ist, gab es auch leider nur relativ wenig Leute, die die Läufter angefeuert haben. Andersrum war es dafür sehr entspannt und Johannes und ich haben uns auch immer sofort wieder gefunden.

Nach dem Marathon sind wir zu Fuß wieder zum Campingplatz gegangen. Johannes hatte in der Zeit während des Laufes schon Proviant für unsere Wanderung besorgt. Im Aufenthaltsraum des Campingplatzes angekommen, kocht Johannes Reis mit scharfer Soße. Christina sucht sich Postkarten an der Rezeption aus und schreibt diese an einem der vielen, sehr begehrten Klapptische.

Laugardalslaug

Da Christina für die Anmeldung bei dem Lauf noch einen Gutschein für eines von sieben Geothermalbädern in Reykjavik erhalten hat, lassen wir den Abend im Whirlpool des Schwimmbads Laugardalslaug, welches sich direkt neben dem Campingplatz befindet, ausklingen. Für einen Erwachsenen kosten das Tagesticket normal 980 ISK. Als wir das Schwimmbad verlassen, sind wir total müde und packen nur noch die Tasche zusammen, welche wir morgen beim Campingplatz hinterlegen wollen. Unsere Badesachen, Christinas Laufsachen und ähnliches möchten wir nämlich nicht die rund 80km mitschleppen. Das Hinterlegen einer Tasche kostet pro Tag 600 ISK und für eine Woche 3.500 ISK. Da wir nicht genau wissen und auch nicht genau planen wollen, wann wir zurückkommen, entscheiden wir uns die Tasche morgen für eine Woche zu hinterlegen.

 

Laugavegur, 19. – 21.08.2018

Dagur 1: 19.08.2018, Landmannalaugar til Hrafntinnusker

11,1km – 688m Anstieg

Früh geht es los. Wir hinterlegen eine Tasche mit Krämpel, welchen wir für die Wanderung nicht benötigen, an der Campingplatzrezeption für 3.500 ISK die Woche und werden um 7:30 Uhr von unserem Bus der Gesellschaft Sterna Travel Iceland abgeholt.

Nach zweieinhalb Stunden Fahrt geht es offroad weiter. Dabei passieren wir auch den ein oder anderen Fluss. Gegen 12 Uhr mittags erreichen wir die farbenfrohe Gegend von Landmannalaugar. Dort verweilen wir nur kurz und machen uns auf den Weg des Laugavegur, in die Berge Richtung Süden.

Blick auf Landmannalaugar

Christina bekommt sofort Probleme mit ihrer Archillessehne in den Wanderstiefeln. Da Johannes dieses Mal seine Wanderstöcke mitgenommen hat, verwendet Christinas diese, um ihren Fuß etwas zu entlasten. Zunächst beide, aber mit einem ist es angenehmer, sodass wir uns das Paar die ganze Wanderung über teilen.

Heiße Quellen inmitten von Schneefeldern

Der Wanderpfad verläuft durch Täler hindurch an dampfenden, heißen Quellen vorbei auf den noch teilweise mit Schnee bedeckten Berg Hrafntinnusker. Für 4.000 ISK verbringen wir dort an der Hütte Höskuldsskáli die erste Nacht in unserem Zelt, aufgebaut zwischen kleinen Steinmauern als Schutz gegen den Wind. Gekocht werden muss heute nicht. Von unserem gestrigen Mittagessen, den Reis mit scharfer Soße, hatten wir den Rest noch eingepackt und mitgenommen.

An der Hütte Höskuldsskáli (Hrafntinnusker) auf 1.100 Höhenmetern.

 

Dagur 2: 20.08.2018, Hrafntinnusker til Hvanngil

16,5km – 447m Anstieg

Die Nacht war stürmisch. Das ein und andere Mal werden wir wach. Die Nebelleuchte von der Hütte und auf dem Berg beleuchten das Zelt. Zunächst verwirrt, ob dies eventuell Polarlichter sind, schaut Christina aus dem Zelt. Neben uns zelten zwei spanische Männer die sich schon früh am Morgen lautstark unterhalten. Es ist immer noch sehr nebelig.

Wir lassen uns Zeit und starten recht spät um 10:30 Uhr. Als wir uns auf den Weg machen, verzieht sich der Nebel schlagartig. Ein bisschen nieselig bleibt es jedoch. Wir überholen eine geführte Gruppe und müssen noch schnell als Fotografen herhalten.

Brüchige Schneefelder, die zum Teil überquert werden müssen

Nach ein paar Stunden der Wanderung auf von schneebedeckten, teilweise noch schwefelausstoßenden Vulkanaschebergen erlangen wir plötzlich die fastzinierende Aussicht auf ein grüne, von Moos bedeckten Aschebergwelt. Auch den See und die Hütte Álftavatn können wir von dort aus sehen.

Atemberaubende Aussichten bei Álftavatn

An der Hütte planen wir jedoch noch nicht für die Nacht zu bleiben. Nur kurz für eine kleine Pause kehren wir an der Hütte ein. Zum ersten Mal machen wir dort auch die Bekanntschaft mit isländischen Pferden. Ob schwarz, dunkel-, hellbraun oder weiß, sie werden dort auf einer kleinen Koppel gehalten.

Nach unserer kleinen Pause, ziehen wir weiter. Weit ist es nicht bis zur nächsten Hütte. Am Bratthálskvísl steht uns jedoch noch die erste richtige Flussüberquerung mit Paddelschuhen (Christina) und alten Laufschuhen (Johannes) bevor.

Blick auf Hvanngil

In Havanngil können wir uns für 4.000 ISK aussuchen, ob wir auf Vulkanasche, etwas windgeschützter oder auf einer Wiese, etwas weiter weg, unser Nachtquartier aufschlagen. Auf der Wiese gibt es auch wieder eine Koppel mit isländischen Pferden und einen Stall, den wir nutzen können. Die Wiese scheint uns gemütlicher. Im Giebel des Stalls gibt es Tische und Stühle, an denen wir unser Abendessen kochen.

Die Treppe zum Aufenthaltsraum über dem Stall

Ein paar Franzosen sind schon vor uns dort und zu uns gesellen sich im Laufe des Abends noch eine Tschechin und ein spanisches Paar, wobei der Mann Belgier ist. Wir untehalten uns nett über den Tag und was uns noch bevorsteht, bevor wir unsere Sachen wieder zusammen packen und in unser Zelt verschwinden.

 

Dagur 3: 21.08.2018, Hvanngil til Þórsmörk

29,6km – 720m Anstieg

Es regnet die ganze Nacht. Auch am Morgen prasselt der Regen noch auf unser Zelt nieder. Als wir uns aus dem Zelt wagen, huschen wir schnell hinüber zum Stall. Die anderen Wanderer versammeln sich auch nach und nach oben im Aufenthalsraum. Die Stimmung ist etwas getrübt. Die meisten haben nicht gut geschlafen und sind demotiviert im Regen zu starten. Wir hingegen sind startklar und entschließen uns nach unserem Standardfrühstück in Regenklamotten aufzubrechen.

Bei der Überquerung des Kaldaklofskvísl gibt es eine stabile, interessant aussehende Holzbrücke. Es dauert jedoch nicht lange und wir müssen wieder unsere Furtschuhe auspacken um durch den Fluss Bláfjallakvísl zu kommen. Dabei suchen wir uns eine Stelle aus, an der es eine kleine Kiesinsel in der Mitte des Flusses gibt. Nachdem unsere Füße wieder trocken sind und die Wanderstiefel wieder sitzen, geht es weiter durch eine riesige Aschewüste hindurch.

Es hört langsam auf zu regnen. Wir kommen an einem Wasserfall des Flusses Innri Emstruá an. Dort gibt es wieder eine Holzbrücke die wir passieren. Der Wasserfall sieht aus nächster Nähe gigantisch aus. Wir nutzen die Zeit um einen Apfel zu essen und machen uns danach weiter auf den Weg durch die Aschewüste zur Hütte Botnaskáli bei Emstrur. Von dort aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf den riesigen Gletscher Mýrdalsjökull. Der Hüttenwart ist freundlich und fragt, ob er uns helfen kann, als wir gerade die Wandertafel an den Hüttenanlagen studieren. Mit sieben Stunden wird die Etappe nach Þórsmörk dort angegeben. Der Hüttenwart ist jedoch der Meinung, dass dies in weniger Zeit machbar wäre, da es hauptsächlich bergab geht.

Die Schlucht des Fremri-Emstruá

Nicht weit vom Camp überqueren wir die Schlucht des Fremri-Emstruá über eine Metallbrücke. Auf der anderen Seite angekommen, erscheint uns der Gletscher zum Greifen nah. Es geht weiter. Urige Berge und Felsformationen, bei denen man den Glauben der Bevölkerung an Trollen und Elfen nachvollziehen kann, schmücken die Landschaft. Es ist ein wahnsinniges Bild der Weite.

Vor Allem, als wir kurz vor Þórsmörk über das große Flussbett des Þröngá in einen Wald aus lauter kleinen Büschen und Bäumen geraten, fühlen wir uns wie in einer anderen Welt. In den letzten Tagen haben wir nämlich weit und breit keinen einzigen Baum gesehen. Da bereitet einem so eine plötzliche Ansammlung blättriger Genossen schon fast ein komisches Gefühl. Es gibt drei verschiedene Anlaufstellen für die Nacht. Wir stehen vor einer Tafel mit einem Pärchen, welches wir eben noch überholt hatten und überlegen, wo genau es nun hingehen soll. Þórsmörk-Langidalur wird unsere Wahl. Das Paar entscheidet sich für die Vulcano huts in Þórsmörk-Húsadalur. Außenvor bleibt Goðaland-Básar, welches mit 3,5km auch noch am weitesten entfernt ist. Unser Plan ist, falls es uns in Langidalur nicht gefällt, können wir noch weiterziehen, denn es liegt auf dem Weg nach Básar.

Þórsmörk-Langidalur am nächsten Morgen

Unsere Entscheidung war richtig. Der Campingplatz in Langidalur ist klein und gemütlich mit einer wunderschönen Aussicht auf Gletscher und auf das große Flussbett des Krossá. Wir bauen unser Zelt auf, kochen unsere Spaghetti und genießen die Aussicht. Der Laugavegur ist geschafft!

 

Weitere Informationen zum Wanderweg Laugavegur und allen Hütten/Campingplätzen findet ihr unter folgendem Link:

www.fi.is/en/hiking-trails/laugavegur

 

Fimmvörðuháls, 22. – 23.08.2018

Dagur 1: 22.08.2018, Þórsmörk til Baldvinsskáli

13,2km – 1.002 Anstieg

Wir führen unsere Wanderung fort mit dem Fimmvörðuháls. Eine Hochebene zwischen den Gletschern Eyjafjallajökull und Mýrdalsjökull. Um 9:30 Uhr geht es los. Zunächst durch das große Flussbett des Krossá. Eine mobile schmale Brücke erleichtert uns die Überquerung an einer breiten, noch mit Wasser durchströmenden Stelle. In der Ferne sehen wir, wie sich ein Bus durch das Flußbett Richtung Þórsmörk kämpft. Verrückt, wie zugänglich den Touristen dieser Ort gemacht wird. Auf der anderen Seite des Flußbetts angekommen, erreichen wir auch schon Básar. Das letzte der drei am gestrigen Abend ausgewiesenen Camps. Der Aufstieg beginnt.

Vom Grünen geht es rauf zu den Vulkankratern

Zunächst befinden wir uns noch im Grünen, doch ein erneuter Landschaftswechsel lässt nicht lange auf sich warten. Nach einem Aufstieg mit einer fast losgerissenen Eisenkette als Aufstiegshilfe am Fels, sind wir umgeben von Schnee, Gletschern und Vulkanaschebergen. Der Höhepunkt des Wanderpfads sind die zwei, vom Ausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjar 2010, neu entstandenen blutroten Vulkankrater Magni und Móði.

Bei dem Ausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjar 2010 enstanden die neuen Vulkankrater Magni und Móði

Wir beschließen die Wanderung nicht zu schnell hinter uns zu bringen und machen aus dem Halt am Nachmittag an der kleinen Berghütte Baldvinsskáli unser Abendquartier. Wir bauen unser Zelt windgeschützt, direkt hinter der Hütte in einem kleinen Steinkreis auf und begeben uns in die gemütlichen vier Wände.

Ein tschechisches Paar mit einem Kind befindet sich gerade ebenfalls in seiner Mittagspause. Ein fast leerer Kanister Wasser beunruhigt uns zunächst. Später stellt sich jedoch heraus, dass es noch mehr Kanister gibt und reichlich für alle zur Verfügung steht. Nicht ganz unauffällig ist auch der Jeep, der direkt vor der Hütte steht und darauf hindeutet, dass die Versorgung der Touristen auch hier auf dem Berg gewährleistet ist.

Das Plumpsklo an der Hütte Baldvinsskáli

Nach und nach trudeln auch andere Wanderer ein. Die Hütte bietet Schlafplätze für mehr als 20 Leute. Doch wir sind froh unser Zelt für 4.000 ISK für uns allein zu haben. Diese Nacht wird trotz des starken Windes für uns eine ruhige Nacht.

Wir unterhalten uns mit zwei amerikanischen Frauen, die wir schon während der Wanderung getroffen haben. Es wird stürmisch. Mehr und mehr Leute suchen einen Unterschlupf, um das Wetter abzuwarten. Das tschechische Paar mit dem kleinen Kind zieht noch um 18 Uhr los und will Þórsmörk erreichen. Auch wenn viele dies für keine gute Idee halten, lassen sie sich nicht davon abhalten. Es wird noch ein langer Abend. Zusammen mit den beiden Amerikanerinnen, einer Polin aus Katar und einem Franzosen aus Paris geht der Gesprächsstoff nicht aus.

 

Dagur 2: 23.08.2018, Baldvinsskáli til Skógar

14,1km – 160 Anstieg

Gefrühstückt wurde auch mit den beiden Amerikanerinnen und der Polin. Danach werden die Sachen gepackt. Der Jeep neben uns röchelt vor sich hin und macht es uns nicht gerade angenehm. Zurückgelassen in einer Abgaswolke, packen wir den Rest zusammen und machen uns auf den Weg bergab über eine Brücke und dann entlang des Flusses Skógar.

Die Hütte Baldvinsskáli am frühen morgen

Die Aussichten sind gigantisch. Ein Wasserfall nach dem anderen überzeugt von gewaltiger Macht. Tiefe Schluchten hat sich der Fluß durch die mittlerweile wieder fast giftgrüne Landschaft gezogen. Wie in einem Märchen liegt uns die Landschaft zu Füßen. Auf unserem Weg bergab kommen uns die Spanierin und der Belgier, die wir in dem Stall bei Havanngil getroffen haben, entgegen. Sie mussten leider in Þórsmörk aufgrund von Rückenproblemen abbrechen und wollten sich ohne Gepäck auf den Weg bis zur Hütte machen.

Der Skógar mit seinen gigantischen Wässerfällen

Je weiter wir Richtung Skógar kommen, desto mehr Leute kommen uns entgegen. Ohne Gepäck, staunen sie umso mehr über das, was wir mit uns tragen. Wie lange seid ihr schon unterwegs? Wie weit seid ihr gelaufen? Lohnt sich der Weg bis zur Hütte? Das sind nur einige der Fragen, die wir von neugirigen Passanten zu hören bekommen.

Märchenhafte Landschaft entlang des Skógar

Kurz nach Mittag erreichen wir den Skógarfoss. Der letzte Wasserfall und auch mit Abstand der am stärksten besuchte. Wir erreichen eine Plattform oberhalb des Wasserfalls, auf der Mensch an Mensch sich drängelnd versucht mit seinem Selfistick über das Geländer zu beugen. Eine sich schlängelnde Eisengerüsttreppe führt von der Plattform runter bis zum befüllten Parkplatz.

Wir haben genug schöne untouristische Wasserfälle gesehen, sodass wir diesen getrost außer Acht lassen und begeben uns direkt die Treppe herunter zum Klohäuschen. Dort hängen auch die Busfahrpläne aus. So überfüllt gefällt uns dieser Ort gar nicht. Wir beschließen die Nacht nicht auf dem ungemütlichen Campingplatz direkt am überfüllten, riesigen Parkplatz zu verbringen, sondern noch am Nachmittag mit einem Bus wieder ein Stück Richtung Reykjavik zu fahren.

Der Seljalandsfoss wird unser Ziel. Dort gibt es auch einen Campingplatz. Angekommen bei dem Wasserfall sind wir jedoch wieder erschlagen von den Massen an Touristen, die sich auf dem riesigen Parkplatz, vor und auch hinter dem Wasserfall tummeln und die Traumatmosphäre zerstören.

Ein Foto zu machen ohne Touristen auf dem Bild ist nicht möglich. Etwas anderes haben wir auch leider gar nicht erwartet. Bei dem Wasserfall nur 300 Meter weiter, haben wir zunächst noch gehofft, dass es sich bei dem versteckten, von dem wir zuvor gehört haben,  um noch einen anderen handeln muss. Das Mädchen an der Rezeption des Campingplatzes musste uns dann jedoch auch enttäuschen. Es handelt sich dabei um den versteckten Wasserfall, nur dass dieser schon lange nicht mehr versteckt ist. Ein großes Schild an dem anderen Wasserfall weißt auf diesen sogar hin.

Wir bauen unser Zelt auf einem noch zunächst einsamen Rasenstück auf. Doch rasch leisten uns auch andere Gesellschaft. Unter ihnen ein Deutscher, direkt neben uns, der die Insel komplett von Nord nach Süd bis hierher durchwandert ist.

Am nächsten Morgen lernen wir noch zwei Belgier kennen, die auch auf ihren Bus zurück nach Reykjavik warten. Nette Wandertipps werden ausgetauscht bevor wir dann um 15 Uhr von unserem Bus abgeholt werden.

Links zu den Hütten:

www.fi.is/en/mountain-huts/map

www.fi.is/en/mountain-huts/landmannalaugar

www.fi.is/en/mountain-huts/hrafntinnusker

www.fi.is/en/mountain-huts/alftavatn

www.fi.is/en/mountain-huts/hvanngil

www.fi.is/en/mountain-huts/emstrur

www.fi.is/en/mountain-huts/thorsmork-langidalur

 

Við leigum bíl, 26.08.2018

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes auf Island mieten wir uns spontan ein Auto von Europcar, um mit diesen auch am nächsten Morgen zum Flughafen zu fahren und keinen Bustransfer in Anspruch nehmen zu müssen.

Für uns ist die Automietung eine sehr ungewöhnliche Entscheidung. Als Alternative hätten wir ansonsten, aufgrund des Zeitmangels, nur mit geführten Bustouren aus Reykjavik herauskommen können. Nach einem langen hin und her mit der Übergabe des Schlüssels kommen wir schließlich 2 1/2 Stunden später los als ursprünglich geplant.

Bequemer Ausbau für Touristen bei Krýsuvík

Wir begeben uns gleich in die Richtung des Flughafen Keflavík und machen Halt am See Kleifarvatn. Sehenswertes wie Krýsuvík, Gunnuhver und die Bridge between continents lassen wir natürlich auch nicht aus.

Es ist jedoch für uns kein Gefühl der Freude an diesen Zielen mit dem Auto bis kurz vor den Sehenswürdigkeiten auf einem großen Parkplatz vorzufahren und neben Tourbussen zu parken. Wir sind gerade selbst die Touristen, die wir sonst immer versuchen auf unseren Reisen zu vermeiden. Wir können uns auch nur an den Orten aufhalten, die gut zugänglich sind und wo sich aufgrund dessen natülich viele Leute aufhalten.

Der Vulkankrater Kerið über dessen Rand ein Wanderweg führt

Mit der Besichtigung des wasserspeienden Geysirs, des Gullfoss Wasserfalls, des Kraters Kerið, des Sólheimajökull Gletschers und der Reynisdrangar Felsformationen am schwarzen Strand bei Vík í Mýrdal, wo wir tausende von Puffins über uns hinwegfliegen sehen können, beenden wir am späten Abend unsere Reise und kehren zurück zu unserem Campingplatz in Reykjavik.

Diese Art der Reise endet für uns ernüchternd. Zu viele Menschen und keine schmerzenden Glieder am Abend beschehren uns keine Zufriedenheit, als wir es uns ein letztes Mal gemütlich in unserem Zelt machen.

 

Fotobox