Bogenschießen

Bogenset für Einsteiger

Welcher Bogen passt zu mir?

Eines vorweg: Alle meine Tips stammen aus der Sicht eines instinktiven Schützen. Ich habe mich im Ringeschießen noch nicht probiert und kann daher nicht viel dazu sagen. Die Technik unterscheidet sich maßgeblich und auch das Material ist ein völlig anderes. Vielleicht hilft dennoch der Ein oder Andere Tip von dieser Seite.

Um den richtigen Bogen für sich zu finden gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: So viele wie möglich auszuprobieren. Das ist kein Problem wenn man in der Nähe eines Bogen-Fachgeschäfts lebt, wo einem der Verkäufer in den meisten Fällen auch noch kompetent mit Rat zur Seite steht. Hat man allerdings das Pech, so wie ich in einer Gegend zu wohnen in der es im Umkreis vieler 100 km kein solches Geschäft gibt, muss man sich etwas anderes einfallen lassen.

Eine gute Anlaufstelle sind Vereine und Schießplätze. Bogenschützen sind oft sehr gesprächig und meistens auch so stolz auf ihren Bogen, dass sie sich geehrt fühlen, wenn ihn jemand genau in Augenschein nehmen möchte. Das Schießen hingegen ist schon eher Vertrauenssache. Ein ungeschickter Schütze kann dem Material erheblichen Schaden zufügen. Daher wird man hier hauptsächlich fühlen und mal ein bisschen ausziehen können. Natürlich funktioniert das Ganze nur, wenn man schon einen Bogen hat. Ohne läuft man schließlich nicht auf dem Schießplatz herum.

Also was kaufe ich nun?

Für den Anfang hat es sich für mich bewährt, einen günstigen Einsteigerbogen um die 80€ zu kaufen. Zum Beispiel den Polaris von Samick oder den Wildcat oder Matrix von Ragim. Diese Bögen sind sehr präzise und liefern gute Ergebnisse. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Wurfarme vergleichsweise günstig und in vielen Abstufungen verfügbar sind. Die Länge ist über die Wurfarme variabel wählbar und kann auch für große Schützen ausreichend gewählt werden. Ich würde am Anfang immer zu einem längeren Bogen um die 68″ raten, da diese gutmütiger gegenüber kleinen Technikfehlern sind. Große Schützen sollten sllgemein einen großen Bogen wählen, um die nötige Reserve in der Auszugslänge zu haben. Hat sich die Schusstechnik erst mit der Zeit gefestigt, kann der Schütze seinen tatsächlichen Auszug bestimmen und den Bogen genau darauf abstimmen.

Ein Recurvebogen ist allgemein effizienter und bringt auch bei geringerem Zuggewicht eine hohe Wurfgeschwindigkeit. Gut brauchbare Recurvebögen sind günstiger als brauchbare Langbögen. Das Material verzeiht mehr Fehler und wo bei einem Leerschuss der Langbogen bereits irreparabel beschädigt wird, verhält sich ein Recurve meist noch gutmütig gegenüber der falschen Handhabung.

Einsteigerinnen sollten für den Anfang ein Zuggewicht bis maximal 20# wählen, männliche Schützen nicht mehr als 25#. Das Zuggewicht reicht aus um alle Distanzen eines 3D Parcours sinnvoll zu schießen und der Schütze hat die Möglichkeit sich auf die Technik zu konzentrieren. Ein zu hohes Zuggewicht führt dazu, dass nach einigen Schuss der Bogenarm anfängt zu zittern und die Konzentration sich nur noch auf das halten der Sehne richtet. Schnell hat man sich auch einen viel zu kurzen Auszug angewöhnt.

Die Länge des Bogens richtet sich nach der Größe des Schützen und seinem damit zusammenhängenden maximalen Auszug. Für den Anfang empfiehlt sich ein Bogen, der etwas über der empfohlenen Größe liegt, da man noch nicht weiß, wie groß der Auszug des Schützen letztendlich ist. Mit dem Trainingsfortschritt – ein nicht zu hohes Zuggewicht vorausgesetzt – erhöht sich der Auszug im Allgemeinen. Es sei hier nocheinmal darauf hingewiesen, dass ein zu hohes Zuggewicht die Technik eines Schützen stark negativ beeinflusst und damit auch das Schießen mit einem schwächeren Bogen erst wieder erlernt werden muss bis die durch das zu hohe Zuggewicht eingebrachten Fehler wieder raustrainiert sind.

Und die Pfeile?

Die etwas geringere Kraft, die bei einem Einsteigerbogen mit moderatem Zuggewicht zur Beschleunigung des Pfeils zur Verfügung steht, kann man durch die Wahl leichter und schneller Pfeile problemlos ausgleichen. Ein guter Anfängerpfeil ist der Beaman im 900er Spine für um die 5€ mit Kunststoffvanes. Man bekommt ihn als Fertigpfeil und kann sofort loslegen.

Die Pfeile haben einen größeren Einfluss auf das Schussbild, als man sich vielleicht wünschen mag. Bereits nach einer kurzen Übungszeit wird dieser Faktor eine Rolle spielen. Ein guter Pfeil macht schon etwas Arbeit und kostet um die 8€. Naturfedern verhalten sich deutlich präziser als Kunststoffvanes. Der Nachteil ist, dass sie eine Wicklung benötigen, um nicht so empfindlich an der Spitze zu sein.

Wenn man keine Holzpfeile schießt, ist die Leitfeder überflüssig. Die Naturfedern bieten bei Berührung des Bogens kaum Widerstand und normalerweise wird das Ende des Pfeils beim Schuss so weit vom Schussfenster weggedrückt, dass diese das Griffstück nicht berühren, selbst wenn sie in dessen Richtung stehen. Holzpfeile werden so gefertigt, dass sie im Falle eines Bruchs von der Bogenhand weg brechen und sollten daher in korrekter Ausrichtung geschossen werden. Andernfalls kann sich ein beim Abschuss brechender Pfeil durch die Bogenhand bohren. Wer dazu Bildmaterial sehen möchte wird sehr schnell im Internet fündig.

Brauche ich sonst nochetwas?

Nein, eigentlich nicht! …ein paar nützliche Helfer machen das Leben eines Schützen jedoch deutlich angenehmer.

Sehne

Okay, das ist nicht optional: Die Sehne. Ich habe sie jedoch in dieser Katergorie mit aufgeführt, da bei einem Bogen im Allgemeinen schon eine passende Sehne mitgeliefert wird. Diese Sehne ist gerade bei den Einsteigermodellen oft nicht das ideale Material, sollte jedoch für die ersten Gehversuche ausreichen. Auf Dauer sollte man sich nach einer Möglichkeit umsehen, an gute Sehnen zu kommen. Notfalls kann man sie mit etwas Geschick selbst herstellen. In vielen Vereinen und Gemeinschaften von Schützen findet sich jemand, der diese Kunst beherrscht. Wenn nicht, helfen vielleicht die Tipps auf dieser Seite oder ein Kurs, den ich vielleicht demnächst anbieten werde.

Fingerschutz

Auch nicht wirklich optional: Der Fingerschutz. Auch mit schwächeren Bögen wird das Schießen schnell zur Qual, wenn die Fingerkuppen ungeschützt von der Sehne passiert werden. Zum Schießen ist deshalb noch ein sogenannter Schießhandschuh oder Tab erforderlich. Der Tab ist die günstigste Variante und besteht nur aus einem Stück Leder zum Schutz der Finger. Für den Anfang empfehle ich den Handschuh, da dabei nicht viel falsch gemacht werden kann. Ich für meinen Teil bin mittlerweile auf Tab umgestiegen, da es weniger stört und man im Sommer an der Hand nicht schwitzt. Den Plastikkeil des Tabs entferne ich dabei.

Spannschnur

Zur Schonung des Bogens und – wie ich im Eigenversuch heraugefunden habe – auch des Nasenrückens – vor Bruch oder Beschädigung, ist eine Spannschnur eine außerordentlich günstige und nützliche Hilfe. Mit ihr kann ein Bogen ohne großen Kraftaufwand und vor allem kontrolliert langsam ge- und entspannt werden. Der korrekte Sitz der Sehne kann kontrolliert werden und das Material wird bestmöglich geschont.

Armschutz und Brustschutz

Eine Sehne, die ein Körperteil streift, kann eine unangenehme Erfahrung sein. Gerade im Sommer, wenn man leicht oder eng bekleidet ist. Ein Armschutz schützt den Unterarm des Bogenarms vor diesem Kontakt und kann außerdem verwendet werden um Kleidung zurückzuhalten, die nicht eng genug anliegt. Für die Damen gibt es auch einen Schutz für die Brust. Im Allgemeinen dient er aber mehr dazu die Kleidung zurückzuhalten.

Eigentlich bin ich ein Freund des Lernens durch Fehlermachen. Im Falle des Armschutzes muss man allerdings sagen, dass die Erwartung vor dem nächsten Schmerz den Schützen so sehr ablenken kann, dass ein vernünftiger Schuss – ohne Schmerz – gar nicht mehr möglich ist. Daher würde ich zumindest für die ersten Schüsse einen Armschutz empfehlen.

Köcher

Gerade wenn man allein unterwegs ist, wird das Transportieren von Pfeilen, Bogen und eventuellem Zubehör ohne weitere Hilfsmittel lästig. Ein Köcher für die Pfeile ist eine sinnvolle Investition und bietet meistens auch noch Platz für ein paar weitere Kleinigkeiten.

Werkzeug

Nockpunktzange und Checker

Zum Verstellen des Nockpunkts benötigt man nicht unbedingt eine Nockpunktzange, sie macht das Leben jedoch an der Stelle etwas einfacher. Ein Checker ist sicherlich sinnvoll um den korrekten Sitz und die Sehneneinstellung des Bogens zu prüfen. Es sei aber gesagt, dass der Nockpunkt keinen so großen Einfluss auf das Schussbild hat und in vieler Hinsicht auch Geschmackssache ist. Allerdings sollte er so angebracht sein, dass der Pfeil im Bogen zumindest minimal nach unten zeigt.

Pfeilziehhilfe

Eine Pfeilziehhilfe kann manchmal darüber entscheiden, ob man den Pfeil wieder aus einem Hindernis herausbekommt oder nicht. Mit genug Geduld geht es aber in allen Fällen auch ohne.

Bogenschlinge

Dieses Zubehör möchte ich aufzählen, da es einen wesentlichen Teil der richtigen Schusstechnik verdeutlicht. Der Bogen sollte beim Schuss nicht festgehalten werden, sondern locker in der Hand liegen. lediglich der Handballen übt eine Kraft auf das Grifgstück aus. Lässt man seine Hand vorn geöffnet, fällt der Bogen hinaus und landet auf dem Boden. Um das zu verhindern, wird eine Schlinge um das Griffstück und das Handgelenk gelegt. Meiner Meinung nach kann man die Hand auch einfach locker schließen und den Bogen halten. Das muss jeder für sich selbst herausfinden.

Sonstiges

Wenn man sich die Liste benötigter Sachen von anderen Empfehlungen ansieht, könnte man manchmal auf die Idee kommen, dass auch eine Schubkarre zur Ausrüstung gehören sollte. Stabilisator, Visier, Pfeilauflage, Button, Bogenständer und viel weiteres Zubehör werden gelegentlich empfohlen. Für instinktive Schützen ist das meiner Meinung nach nicht erforderlich.